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Arbeits-Gemeinschaft Genealogie Schleswig-Holstein e.V. (AGGSH e.V.)  -  Seit 2003 Informationsdrehscheibe für Genealogie / Familienforschung in der Mitte Schleswig-Holsteins

Ein Aufsatz von unserem Mitglied Dr. Hans Peter Stamp


1977 erschien im Verlag Degener das Buch „Caroli Magni Progenies“ von Siegfried Rösch, ein statistisches Werk über die Nachkommen Karls des Großen. Rösch war ab 1933 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Firma Leitz in Wetzlar gewesen, wo er an der Entwicklung der berühmten Kleinbildkamera Leica beteiligt war. 1937 wurde er Privatdozent und war schließlich von 1942 bis 1965 Professor für Mineralogie an der Universität Gießen. Mit seinem genalogischen Buch bewegte er sich also außerhalb seiner eigenen Fachrichtung. Genealogisch stütze er sich in erster Linie auf Erich Brandenburg und Karl Ferdinand Werner, auf die Isenburgschen Tafeln und auf das Werk von Winkhaus. Die mathematischen Kenntnisse besaß er jedoch selbst und entwickelte damit einen neuen Gedankengang.

Er untersuchte die Häufigkeit des Vorkommens Karls des Großen (CM) in Ahnenlisten. Konkret führte er dies vor am Beispiel des Kaisers Maximilian (1459 - 1519). Unter den Ahnen Maximilians fand er CM in der 20. Generation zweimal, und in der 31. Generation 16mal. In den dazwischen liegenden Generationen fand er ihn häufiger, mit 1948mal am häufigsten in der 25. Generation und insgesamt 7929mal. Er zeigte sich überrascht von der Höhe dieser Zahl, kam aber zu dem Schluss, dass eine solche Zahl bei Dynasten wohl keine Seltenheit sei. Gleichzeitig schrieb er aber auch, dass es um eine Mindestzahl gehe, die durch spätere Forschungen überboten würde. Er war sich natürlich darüber im Klaren, dass mit den damaligen Mitteln eine vollständige Erfassung nicht möglich war.

Heute haben wie es besser und können zeigen, dass die tatsächlichen Zahlen bedeutend höher liegen. Wir wissen aber auch, dass die Arbeit von Rösch gleichwohl ein gewaltiges Werk war, da ihm damals zwei wichtige Hilfsmittel fehlten, ein modernes Ahnenforschungsprogramm wie z.B. PAF, Ahnenblatt oder FTM und das System Excel. Mit PAF und Excel habe ich die CM-Häufigkeit für Maximilian mit 59367 neu ermittelt. Für einen ungefähren Zeitgenossen von Maximilian, den dänischen König Friedrich I. (1471 - 1533) waren es 54444. Ich hätte die Sache ohne die beiden Hilfsmittel nicht gewagt.

Neuere Erkenntnisse gibt es auch bei der Breite des Betrachtungsfeldes: das Bild von dem erloschenen Königsgeschlecht der Merowinger und den angeblich als Hausmeier empor gekommenen Karolingern bedarf einer Korrektur. Am deutlichsten wird das, wenn man den letzten Merowingerkönig Childerich III. und den ersten Karolingerkönig Pippin genealogisch vergleicht. Childerich III. stammte nach meinen bisherigen Forschungen viermal von dem ersten Merowingerkönig Merowech ab. Bei Pippin war es aber ebenso. Die Ahnenschaft von Emporkömmlingen sieht anders aus. Er war genetisch ebenso Merowinger wie sein Vorgänger.

Sein Sohn Karl der Große stammte sogar insgesamt zehnmal von Merowech ab, wie eben gesehen viermal über Pippin, dazu sechsmal über dessen Ehefrau Bertrada. Hinzu kommt, dass Zeitgenossen Karls ebenfalls Nachkommen des ersten Merowingerkönigs waren, nicht nur seine Geschwister, nein, etliche weitere. Diese Erkenntnis veranlasste mich dazu, für den Kaiser Maximilian nicht nur die Häufigkeit seiner Abstammung von Karl dem Großen neu zu ermitteln, sondern auch die von König Merowech zu untersuchen. Für Merowech waren es allein über Karl natürlich die erwähnten 59367 mal 10 = 593670. Aber Maximilian hatte auch über etliche Zeitgenossen Karls Verbindung zu Merowech. Und so fand ich für Maximilian, dass er 1905680 mal von dem ersten Merowingerkönig abstammte, also fast zwei Mio. mal. Diese Zahl stammt aus der Hochrechnung einer Stichprobe in Größe von 20% der Grundgesamtheit. Die Stichprobe wurde exakt ausgezählt ebenso wie die Gesamtzahl der CM-Häufigkeit.

Die von Rösch ermittelten Zahlen und spätere höhere Zahlen kommen uns hoch vor, gleichwohl ist ihre biologische Bedeutung gering. In der 20. Generation fand Rösch bei Maximilian zweimal CM. Wir alle haben in der 20. Ahnengeneration 220 Vorfahren also 1048576. Zwei davon, das ist nicht viel. Und selbst die 1948 in der 25. Generation sind nicht besonders viel; 33554432 Vorfahren haben wir in der 25. Generation. Teilt man diese Zahl durch 1948 ergeben sich 17225, also 1 : 17225. Das ist weniger als ein Vorfahr in der 14. Generation. Obwohl ich seit über 50 Jahren Familienforschung betreibe, kenne ich von den 16384 Vorfahren meiner 14. Generation nur sieben mit Namen, einer in der 14. Generation ist also wirklich wenig.

Ein weiterer Zeitgenosse von Maximilian von Habsburg war der Ritter Philipp IV. von Frankenstein von der Lieblingsburg der Amerikaner. Ein unehelich geborener Enkel von ihm verschafft mir die Freude, auch zu den Nachkommen von CM zu gehören, da Philipp 2100mal CM unter seinen Vorfahren hatte. Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung habe ich damit aber mit großer Sicherheit kein einziges Gen von dem großen Kaiser, biologisch ist die Sache für mich also bedeutungslos. Für die Geschichtsforschung müssten meine Untersuchungen aber einiges an Neuigkeiten gebracht haben.


 Siehe auch: Deutsche digitale Bibliothek mit Link zum Inhaltsverzeichnis des Buches